© Norbert Millauer

Ein hartes Jahr für die Coswiger Feuerwehrleute. Flammen und Sturm hielten sie auf Trab. Leider mussten sie auch Tote bergen.

Coswig. Aufregend, sagt Wehrleiter Andreas Schorbogen zur Bilanz dieses Jahres für die Coswiger Feuerwehr. Vor allem wegen der Großbrände, die den Coswigern und unterstützenden Nachbarn zu schaffen machten. Sechs besonders große Feuer gab es innerhalb eines reichlichen Jahres seit November 2016, als auf der Försterstraße in Sörnewitz ein im Rohbau befindliches Einfamilienhaus in Flammen stand.

Kurz darauf loderte es bei einem Fisch- und einem Getränkehändler auf der Cliebener Straße. Das Sportlerheim samt Kegelbahn auf dem Kahlhügelweg folgte, eine Lagerhalle des Lackherstellers Herlac, Industriestraße, und kürzlich die Landmaxx-Halle auf der Auerstraße, allesamt mit Diagnose oder Verdacht Brandstiftung.

Jedes Mal Löschen unter besonderen Bedingungen. Feuer von gewaltigen Ausmaßen, mit Höllenhitze und gefährlichen Explosionen wie in der Lackfabrik. Wo verhindert werden musste, dass die Flammen auf Nachbargebäude übergreifen, noch mehr Schaden anrichten. Die Verluste waren ohnehin krass. So hieß es von Herlac, der Schaden an Gebäuden, Produkten und durch Gewinnausfall belaufe sich auf eine hohe sechsstellige Summe. Im Getränkehandel in Sörnewitz war von insgesamt rund 400 000 Euro Schaden die Rede.

Dabei sind die Großbrände nur ein Bruchteil der Arbeit der Wehr. Für 2017 stehen jetzt 149 Einsätze zu Buche. Selbst das Jahresende bringt keine Auszeit. Nachdem die Wehr am ersten Weihnachtsfeiertag den Rest eines Heckenbrands auf der Auerstraße löschte, hielt ein Garagenbrand in Brockwitz sie am Tag darauf in Atem.

Wehrleiter Andreas Schorbogen macht da keine Ausnahme. Auch seine jüngsten Feuerwehreinsätze wechselten ab mit dem Dienst bei der Deutschen Bahn. Dort steht der engagierte 57-Jährige in Lohn und Brot. Ist wie Heiligabend auch am gestrigen Mittwoch beruflich unterwegs.

Der Eisenbahner im Fernverkehr zeichnet verantwortlich für Koordination und Zusammenarbeit des Personals in Intercity (IC) und ICE, ist oberstes Zugbegleitpersonal. Viel Wochenendarbeit, lautet Andreas Schorbogens knapper Kommentar. In der Woche ist er dann schon mal daheim, verfügbar bei Alarm und für die Büroarbeit. Sein Arbeitgeber sieht das Engagement relativ entspannt, sagt der besonnen wirkende Mann. Und wenn mal ein Alarm dazwischenkommt auf einer Fahrt zwischen Decín und Hamburg, auf dem Schienenweg kreuz und quer durchs Land, nach Frankfurt, München oder Hannover?

Da ist wiederum der Feuerwehrchef ganz entspannt. Wegen der zuverlässigen Coswiger Retter, ordentlich ausgebildet, technisch gut ausgerüstet. Vom Alarm erfährt er meist übers Handy, kann sich dann mit den Feuerwehrleuten verständigen. Auch mit seinen vier Stellvertretern, zu denen er ein sehr gutes Verhältnis hat, wie er betont. Immerhin ist es ein recht großes Team, dem er vorsteht, das ihn erst zu Anfang dieses Jahres wieder an die Spitze gewählt hat. 70 aktive Stellen gibt es bei der Wehr, 57 Personen stehen dafür zur Verfügung, darunter acht Frauen, was den Wehrleiter sehr freut.

Doch mischt auch Sorge mit. Weil mehr Aktive gebraucht werden. Vor allem junge Leute. Für die ebenfalls wichtig ist, dass sich Feuerwehrdienst und Berufstätigkeit koordinieren lassen. Deshalb hofft Andreas Schorbogen ganz stark auf das Verständnis der Arbeitgeber. Unvorstellbar, wenn die Wehr aufgrund Personalmangels nicht ausrücken könnte. Wird sie doch nicht nur bei Bränden gebraucht. Wer würde sonst nach einem Sturm wie Ende Oktober Bäume und Äste von der Straße räumen, umgefallene Schilder sichern, bei Verkehrsunfällen helfen, eingeschlossene, hilflose Personen befreien?

Manchmal jedoch ist alles Bemühen vergebens, wie Ende Juni bei der Suche nach einem in Kötitz vermissten Badegast. Er konnte nur noch tot geborgen werden. Ebenso vor nicht allzu langer Zeit ein Lkw-Fahrer, der in seinem Fahrzeug eingeklemmt war.

Schlimme Momente für alle Beteiligten. Doch auch die zeigen, wie wichtig die Arbeit der Helfer ist. Nicht zuletzt dem Wehrleiter selbst. Als einer der ältesten Aktiven ist er oft dabei, sobald sein Team alarmiert wird. Das soll auch so bleiben, wenn die Wahlperiode, seine zweite, 2020 endet, sagt Andreas Schorbogen. Noch mal antreten für dieses Amt will er zwar nicht. Aber weiter mit ausrücken.

 

Bericht: Von Ines Scholze-Luft (SZ)
Bild: Norbert Millauer

Kampf gegen sechs Großbrände
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