Zwei Lagerhallen eines Lackherstellers brennen komplett aus. Selbst im Stadtzentrum sind die Explosionen zu hören.

Riesenfackel. Bis 35 Meter hoch schlagen die Flammen am Donnerstag, kurz nach Tagesanbruch aus den beiden Lagerhallen auf dem Gelände der Herlac GmbH.

Coswig. Ein Feuerwerk? Um diese Zeit? Die Coswigerin, die auf der Lutherstraße im Stadtzentrum wohnt, wacht am Donnerstag, kurz nach Tagesanbruch auf. Irgendwo draußen kracht es mächtig. Als der Himmel flammenhell wird, ist klar, ein Feuerwerk ist das nicht. Doch was dann? Etwa Munition? Schließlich der Verdacht: Das kann eigentlich nur die Lackfabrik sein, knapp zwei Kilometer entfernt. Aber richtig zuordnen kann sie es nicht, sagt die Frau, die sicherheitshalber die Fenster schließt. Aufregung auch im Neubaublock nebenan. Von den Balkonen Rufe: Feuer, Feuer, um Gottes Willen.

Am Vormittag ist die Frau mit dem Enkelkind im Sportwagen unterwegs, kommt auch am Brandort vorbei. Am Betriebsgelände der Herlac GmbH, eines mittelständischen Lackherstellers auf der Industriestraße. Es reicht bis an die Gleise der S-Bahn Dresden-Meißen und der Strecke nach Leipzig. Die flachen Bahndämme erlauben einen ungehinderten Blick auf die Brandstelle, wo die Feuerwehrleute gerade noch stundenlang gegen die Flammen gekämpft haben.

Ein harter Kampf, sagt Coswigs Wehrleiter Andreas Schorbogen. Als die um 1 Uhr Alarmierten eintreffen, stehen die beiden zusammen etwa zwei Fußballfelder großen Lagerhallen – zwei überdachte Flächen – schon lichterloh in Flammen. Es hat in voller Ausdehnung gebrannt, wir konnten nichts mehr machen, sagt der Wehrchef, verweist auf die enorme Hitze.

Feuerwehrmann Jens Ruppert berichtet von ständigen Explosionen durch die in verschiedenen Verpackungen – darunter viele Fässer – gelagerten entzündlichen Stoffe. Dazu kommen das zerberstende Dach und bis zu 35 Meter hohen Flammen. Sofort werden die Wehren aus der Umgebung zur Unterstützung gerufen: Weinböhla, Meißen, Radebeul. Wichtigste Aufgabe: die Nachbargebäude zu schützen. Erst als das Feuer große Lagerbestände vernichtet hat, kann der Brand an sich bezwungen werden. Für die Löscharbeiten muss der Polizei zufolge die Industriestraße voll gesperrt werden. Auf den Zugverkehr hat der Brand dagegen keine Auswirkungen, informiert Erika Poschke-Frost von der DB-Pressestelle auf Anfrage der SZ.

Bis gegen 9 Uhr haben die Feuerwehren noch in der Fabrik zu tun, sichern die Brandwache ab. Bis zu 140 Feuerwehrleute sind – neben Polizei und Rettungsdienst – zeitweise vor Ort. Auch der Gefahrgutzug sowie der Erkundungszug des Landkreises mit Spezialfahrzeug und Messtechnik. Wegen der drängenden Frage: Wie gefährlich sind die chemischen Stoffe für die Umwelt? Werte in der Luft werden gemessen, direkt im Betriebsgelände und in der weiteren Umgebung. Keine Gefahr für Coswig, heißt es von der Wehr. Wegen der enormen Rauchentwicklung hatte die Polizei zunächst die Einwohner gewarnt.

Auch das Wasser in Kanal und Schleuse ist nicht kontaminiert, informiert der Feuerwehrchef. Das Unternehmen kann einzelne Bereiche abschiebern.

Die restlichen vom Brand betroffenen Gegenstände müssen noch fachgerecht entsorgt werden. Mit Lösungsmitteln und Farben Verschmutztes ist Sondermüll.

Verletzt wird bei dem Großbrand zum Glück niemand. Das betroffene Fertigwarenlager jedoch ist vollständig ausgebrannt, bestätigt die Herlac GmbH in einer Pressemitteilung. Das Unternehmen beziffert den Schaden nach aktuellen Schätzungen auf eine niedrige sechsstellige Summe. Die Brandursache ist noch unklar, heißt es von Herlac. Die Polizei kann momentan ebenfalls noch keine näheren Angaben machen. Sie hat am Donnerstag ihre Brandursachenermittler auf der Industriestraße im Einsatz. Die haben straff zu tun, sind unter anderem mit Kamera und Zollstock unterwegs, unterstützt von der Wachpolizei.

Ob die Spur auf der gegenüberliegenden Gleisseite sie weiterbringt – jüngst niedergetretenes Gras, eine frische Zigarettenschachtel – dazu ein zerschnittener Zaun am Betriebsgelände –, ist derzeit auch für die Ermittler eine spannende Frage.

 

Bericht: SZ Ines Scholze-Luft
Bilder: Feuerwehr Coswig/Ruppert

Flammenhölle in Coswig
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