In der Woche wird es tagsüber kritisch. Die Kameraden arbeiten fast alle auswärts. Eine Lösung scheint noch nicht in Sicht.
Kommt bald keiner mehr, wenn es in Coswig tagsüber brennt? Noch ist es nicht soweit, sagt Olaf Lier, der in der Verwaltung auch für die Wehr verantwortlich ist. Das werde nicht der Fall sein. Trotzdem wird es knapp, wenn die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr in der Woche tagsüber ausrücken müssen. Dabei liegt es noch nicht mal an der vorhandenen Technik. Grund ist, dass die meisten auswärts arbeiten und nicht rechtzeitig zur Stelle sind. „Es reicht geradeso, dass es klappt“, sagt Lier.Wenn die Kameraden die Bereitschaftspläne aufstellen, wird das Problem eindeutig ersichtlich. 69 aktive Einsatzkräfte zählt die Coswiger Wehr zurzeit. Doch nur vier bis fünf Leute stehen wochentags vor Ort bereit. Neun müssten es eigentlich sein, damit wenigstens ein Löschfahrzeug angemessen besetzt ist.„Unsere Aufgaben haben wir im letzten Jahr dennoch sehr gut gemeistert“, sagt Wehrleiter Andreas Schorbogen. Zu insgesamt 50 Brandeinsätzen wurden die Kameraden gerufen. Nur viermal mussten Wehren aus den Nachbargemeinden dabei zu Hilfe eilen. „Außerdem leisteten wir über 80 Mal technische Hilfe“, ergänzt er. Damit sind Einsätze bei Verkehrsunfällen mit Gefahrgut oder Tierrettungen gemeint. 24 Personen retteten die Coswiger Feuerwehrleute 2012. Sieben Menschen kamen jedoch auch ums Leben.
Deshalb ist für Wehrleiter Schorbogen die Minimalbesatzung auf Dauer keine Lösung. Was fehlt, ist vor allem der Nachwuchs. 26 Jungen und sechs Mädchen zählt die Jugendfeuerwehr derzeit. Zu wenig, um ein ständiges Nachrücken der Jugend in die aktive Wehr zu sichern. „Im letzten Jahr wurde keiner übernommen, in diesem Jahr hoffen wir, wenigstens einen neuen Kameraden in der aktiven Wehr zu begrüßen“, sagt Schorbogen.
Aber auch das reicht nicht für eine 20000-Seelen-Stadt wie Coswig. Und neuer Nachwuchs steht auch nicht in den Startlöchern oder taucht von heute auf morgen auf, ist ausgebildet und direkt einsatzbereit. „Die Jugend hat kein Interesse an der Feuerwehr“, sagt Wehrleiter Schorbogen ernüchtert. „Außerdem gehen die meisten nach der Lehre wegen der Arbeit weg und dann ist hier keiner mehr vor Ort.“
Was also tun? Nachts und am Wochenende gibt es wenige Probleme, weil da genügend Kameraden in Coswig sind. Die Überlegung, dass sich die Kameraden der Wehren aus Coswig, Weinböhla und Radebeul tagsüber an einem gemeinsamen Ort treffen und von dort aus ausrücken, ist für Coswigs obersten Feuerwehrmann aber auch keine Option. Das funktioniere seiner Ansicht nach nicht. „Wenn es brennt, kann man nicht warten, bis die anderen kommen“, sagt Schorbogen. Jetzt seien seine Männer in vier bis acht Minuten einsatzbereit. „Die Zeit würde sich verdoppeln“, ist sich Schorbogen sicher. Das könnten die Minuten sein, die letztendlich über Leben und Tod entscheiden.
Allerdings ist das nicht das einzige Problem. Jedes Fahrzeug hat eine andere Technik, welche die jeweils andere Wehr nicht hat. So fehle am Ende eventuell genau das Rettungsgerät, das gerade benötigt wird. „Dann ist es doch besser, wenn alle einzeln anrücken und gemeinsam den Brand löschen“, erklärt der Wehrleiter.
Die Nachbarn müssen helfen
Quelle: SZ-Online Von Philipp Siebert
Fotomontage: SZ